Bodo Philipsen nimmt Stellung zum Thema Fruchtkasten
Natürlich machen auch uns die hohen Kosten für die Sanierung des Fruchtkastens Bauchweh. Wie kam es dazu? 2018 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit die Sanierung des Fruchtkastens beschlossen. Aus öffentlichen Workshops mit Bürgerinnen wurde ein Nutzungskonzept mit Museum, Laden, Café und öffentlichen Räumen erstellt. Das war vor Corona, vor dem Ukrainekrieg, vor Inflation und Wirtschaftskrise. Wir waren der Auffassung, dass wir nicht noch einmal viele Millionen Fördergelder des Bundes in den Wind schlagen durften, wie wir das in den 90er Jahren bereits schon einmal getan hatten. Ein drittes Mal hätten wir diese Fördergelder für den Fruchtkasten nie mehr bekommen.
Wir hatten als Gemeinderat zahlreiche Museen in der Region besucht und gelernt, dass Museen sich lohnen, weil sie mehr gesellschaftliche Wertschöpfung erzeugen als sie kosten. Wir wollten dieses zweitgrößte Gebäude der Stadt nicht weiterhin dahindümpeln lassen, zwischen 50 und 100 Tausend jedes Jahr für dringende Sanierungen in ein leer stehenden Gebäude stecken, sondern mit einem Leuchtturmprojekt am Ende der Tübinger Straße der Altstadt durch die vielen zu erwartenden Besucher neues Leben einhauchen, nachdem der Ladenleerstand bedrohlich zugenommen hatte. Herrenberg macht touristisch noch viel zu wenig aus seinem Potential als beeindruckende Fachwerkstadt. Dann gewann ein weltbekanntes Büro den Wettbewerb und legte ein sehr überzeugendes architektonisches und inhaltliches Konzept für den Fruchtkasten vor.
Jetzt stehen wir vor der Fertigstellung. Ein Stop jetzt würde viele Millionen Förder- und Sanierungsgelder in den Sand setzen, zu Regressforderungen führen und das Elend der langen Geschichte des Fruchtkastens fortsetzen. Nun pauschal zu fordern, Einnahmen zu erhöhen und Ausgaben zu senken, wie die CDU das tat, hilft auch nicht weiter, wenn man nicht Ross und Reiter nennt. Die Gründung eines Fördervereins und Sponsorensuche sind im Konzept bereits enthalten. In Kürze wird unsere Stadt ein neues Kleinod haben, das mit seinem Betreiberkonzept das Potential hat, Tausende aus der Region rechtzeitig zu den Heimattagen und dem Stadtjubiläum in unsere Stadt zu locken, die die heimische Gastronomie besuchen, den Einzelhandel fördern oder als Touristen zu anderen Highlights der Stadt geführt werden. Kindergärten, Schulen und Vereine können Geschichte lebendig erleben, die Stadtgesellschaft sich ihrer gemeinsamen Identität bewusstwerden, Touristen haben erstmals auch in unserer Stadt einen Tourist-Point, einen Laden mit heimischen Produkten und Firmen und Privatgesellschaften Räume für Tagungen und Feste. Nachfolgende Generationen werden dankbar sein, dass wir den Mut hatten auch in schwierigen Zeiten diesem Erbe neues Leben einzuhauchen.