Neues Gewerbegebiet – ja ! Aber nicht um jeden Preis…
Der Tenor von Wirtschaftsförderung und „interessierten Kreisen“ ist seit Jahren der selbe: Zur Verbesserung der Leonberger Finanzsituation wird ein weiteres Gewerbegebiet benötigt. Richtig ist, dass Leonberg über vergleichsweise wenige freie Gewerbeflächen verfügt und die Gewerbesteuer gemeinsam mit dem (kommunalen) Anteil an der Einkommensteuer die wichtigste Einnahmequelle der Stadt ist. Wichtig ist aber auch, dass mehr Gewerbefläche nicht gleichbedeutend ist mit mehr Einnahmen (dazu gibt’s auch im Kreis BB gute Beispiele) und dass die Neuentwicklung von Gewerbeflächen zunächst mal viel Geld kostet.
Kürzlich konnten wir der LKZ entnehmen, dass 3 Firmen im „Hertich“ bezw. „Am Autobahndreieck“ investieren. Es geht scheinbar doch. Auch 2 unsrer Vorzeigeunternehmen – GEZE und Granzow - haben wie durch ein Wunder Erweiterungsmöglichkeiten in Leonberg gefunden.
Aber warum geht’s einfach nicht weiter mit der Entwicklung von Gewerbeflächen, zumal sich der Leonberger Gemeinderat bei der Flächennutzungsplanung vor einigen Jahren klar auf das Gebiet „Schertlenswald“ (nahe Rutesheim auf Gebersheimer Markung) festgelegt hat ? Ein Gebiet, das sich nahtlos an das bestehende Rutesheimer Gewerbegebiet anschließen würde. Dieser Gemeinderatsbeschluss, zu dem die SPD nach wie vor vorbehaltlos steht, wurde von Stadtratkollegen in den Sitzungen schlechtgeredet. Von Grundstückseigentümern hören wir, die Stadtverwaltung hätte überhaupt nicht mit ihnen verhandelt. Ob von der Leonberger Verwaltung aus mit der Rutesheimer Seite geredet wurde, bezweifeln wir angesichts der Sachlage dann auch …Die Chance hier interkommunale Zusammenarbeit zu praktizieren, wurde mal wieder leichtfertig vergeben. Es regiert das Kirchturmdenken.
Stattdessen hat die Verwaltung eine Zielmatrix zur Beurteilung von Gewerbegebietsflächen erstellt („traue keiner Statistik, die du nicht selbst …hast“). Und siehe da, idealer Standort sei das Landschaftsschutzgebiet Längenbühl (deckt sich zufällig mit der Meinung der „Anti-Schertlenswald-Fraktion“). Unzweifelhaft ist die verkehrliche Anbindung an den BAB-Anschluss Leo-West erstklassig. Aber ansonsten überwiegen die Nachteile:
Isoliertes Gebiet in Solitärlage ohne Anbindung an irgendwelche vorhandenen Gewerbegebiete, so gut wie keine städtischen Flächen. Alles muss zuerst angekauft werden, wodurch sich spätere Grundstückspreise erhöhen und womöglich über denen der anderen Städte an der BAB liegen. Es können gerade einmal 6,5 ha entwickelt werden, vorsorglich weist der Leonberger Wirtschaftsförderer bereits jetzt darauf hin, dass dieses Gebiet von vorne herein zu klein ist… Und damit nicht genug: ein paar hundert Meter entfernt entsteht das größte Leonberger Wohnbaugebiet „Ezach 3“.
Wir halten es geradezu für einen Schildbürgerstreich, vor ein neues Wohnareal ein Gewerbegebiet zu setzen. Wohn – und Lebensqualität sollten schon auch noch Berücksichtigung finden. Was uns besonders überrascht, ist, dass eine Gemeinderatsfraktion auch den Weg frei machen will für die Gewerbebebauung dieses Landschaftsschutzgebietes, die sich mal insbesondere den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben hatte.
Nur zögernd und zaudernd ist die Verwaltung bereit, sich mit dem Vorschlag der SPD-Fraktion überhaupt auseinanderzusetzen: Erweiterung des bestehenden Gebietes „Pfad 2“ in Höfingen (nach Norden, Gebiete „Hafenscherben“, Fuchsrain“). Es ist schnell von der BAB-Ausfahrt Ditzingen zu erreichen, einfach zu erschließen, es ist kein weiterer Einzelstandort, es liegt in keinem Landschaftsschutzgebiet, erhebliche Teile sind heute bereits in städtischem Eigentum, was eine schnelle Realisierbarkeit und größere Flexibilität in der späteren Preisgestaltung ermöglicht. Und die potenzielle Entwicklungsfläche ist größer als am Längenbühl.
Für die SPD-Fraktion im Leonberger Gemeinderat
Ottmar Pfitzenmaier/29.04.12
