SPDler unter sich: (von links) Waldenbuchs Ehrenvorsitzender Erwin Ruck, VfB-Präsident Erwin Staudt, Ortsvereinsvorsitzender Manfred Ruckh, Landtagsabgeordneter Tobias Brenner und Fraktionsvorsitzender Ulrich Doster.
Foto: HeldWALDENBUCH. Erwin Staudt, Präsident des VfB Stuttgart, sprach beim SPD-Neujahrsempfang vor etwa 130 Gästen über den "Profisport im Brennglas der Gesellschaft". Staudt, der den Sportverein als normalen Bestandteil der Gesellschaft sieht, sagte, dass im Sport wie in der Wirtschaft Fleiß, Enthusiasmus und Kommunikation die ausschlaggebenden Elemente für Erfolg seien.
In allen Bereichen hätten die Menschen in einer globalisierten Welt mit "Veränderungen in immer schnellerem Rhythmus" zu tun und müssten weltweit "Gutes und Böses mittragen", so Staudt im Haus der Begegnung bei der Beschreibung der Rahmenbedingungen. Die 2,6 Millionen Menschen im mittleren Neckarraum würden 103 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Er führte diese enorme Leistung auf die großen Konzerne, den enorm starken Mittelstand und den "speziellen Schlag von Menschen" zurück. Diese in der Hochleistungsgesellschaft stehenden Menschen stünden vor der großen Herausforderung, "oben zu bleiben" oder sich "durch Niederschläge wieder aufzurichten".
Dabei sei es wichtig, "den Menschen wieder Erdung, Heimat und Halt zu geben". Dies ist in dem mit 45000 Mitgliedern mit Abstand größten Sportverein in Baden-Württemberg möglich, so der VfB-Präsident. Er sprach von einer "starken Gemeinschaft" und forderte in Abwesenheit von Bürgermeister Michael Lutz die stellvertretende Bürgermeisterin Annette Odendahl auf, die Anzahl der 70 VfB-Mitglieder in Waldenbuch in diesem Jahr zu verdoppeln.
Der VfB Stuttgart sei ein mittelständisches Unternehmen mit 200 Mitarbeitern und setze moderne Managementmethoden ein, sagte der 61-Jährige, der von November 1998 bis zum Januar 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM Deutschland war. "Wir wollen die Menschen dazu führen, dass sie das, was sie tun, mit Leidenschaft tun", erklärte der VfB-Präsident, der "nicht auf Trends warten, sondern Trends machen" will. Mit Wissensmanagement will Staudt erreichen, "dass alle aus einem Gesangbuch singen", mit Coaching will er "Menschen unterstützen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln" und mit Teaming soll erreicht werden, dass sich der Einzelne für andere einsetzt.
Auf den Selbstmord Robert Enkes ging das Mitglied der SPD Leonberg und frühere Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat nicht ein. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Manfred Ruckh griff die "Verzweiflungstat", die die Menschen über den Sport hinaus berührte, in seinem Schlusswort auf und fragte: "Wenn so einer schon an den Prinzipien der ökonomischen und erbarmungslosen Wirtschaftswelt des Profisports zerbricht, wie soll sich da noch ein normaler Mensch in unserer Gesellschaft zurechtfinden?" Enke
Gegen Kürzung per Rasenmäher
habe die Botschaft hinterlassen, dass Brüche und Schwächen zum Leben gehören "bei dem scheinbar Starken im Profifußball ebenso wie beim kleinen Mann". Ruckh rief zum solidarischen Miteinander auf: "Gemeinsam werden wir schwierige Strecken und holpriges Terrain meistern."
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise habe den Haushalt der Stadt "auf den Kopf gestellt", sagte der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, Ulrich Doster, in seinem Rück- und Ausblick zum kommunalpolitischen Geschehen. Die von der Verwaltung bei der Einbringung des Haushalts 2010 vorgeschlagene "lineare Kürzung aller Ansätze per Rasenmäher" sieht er kritisch. Er plädierte dafür, "mit Augenmaß und sozialverträglich zu sparen".
Beim 28. Neujahrsempfang der SPD Waldenbuch sorgten Yoshiko Koch-Yamamoto und Siegfried Koch am Flügel für die musikalische Gestaltung. Nach dem offiziellen Teil bei Häppchen am Büfett wurde einer besonders gefeiert: Eugen Diebold, Stammgast beim Neujahrsempfang, hatte am Donnerstag 90. Geburtstag.
